Lasst die Kinder bitte
- mit entscheiden, was gemacht wird
- Dinge herstellen, die altersentsprechend und wirklich realisierbar sind
- selber entscheiden, was, wie und wo sie malen oder kleben möchten
- selbst entscheiden, wo und wie ihr Kunstwerk aussehen soll
- mit möglichst vielen verschiedenen Materialien experimentieren
- auch mal nichts machen
Ich weiß nicht, ob ich die Berechtigung habe, diesen Blogeintrag zu schreiben, denn ich kenne das, was ich heute bei anderen so oft misstrauisch begutachte, auch von mir selbst. Als ich angefangen habe, Kinder zu betreuen und dabei auch die ersten kreativen Werke entstanden, ja, da waren meine Kinder damals wohl auch so manches mal ziemlich unkreativ und das Lob, das sie am Nachmittag bekamen, galt wohl eher mir, als den Kindern. ABER: Ich habe natürlich mit jedem Werk auch dazu gelernt und vor allem habe ich Kritik angenommen und ernst genommen und (am allerwichtigsten) ich habe mich und meine Arbeit reflektiert! Deshalb kann ich heute ruhigen Gewissens sagen, dass ich meine Kinder (fast immer) machen lasse, wie sie es möchten und nicht, wie ich es mir vorstelle.... (Niemand ist unfehlbar und ich natürlich auch nicht und so passiert es mir auch heute noch manchmal, dass ich mich doch dabei erwische, wie ich doch eingreife.)
Doch worum geht es denn nun eigentlich? Es geht um Mal- und Bastelarbeiten von und mit Kindern und insbesondere um die von U3-Kindern. Ich sehe immer wieder und leider auch immer häufiger, wie in sozialen Netzwerken Bilder gepostet werden, wo sich mir sofort die Frage aufdrängt: Was haben die Kinder davon eigentlich noch selbst gemacht? Und wenn kein fertiges Werk zu sehen ist, dann kommen immer wieder die gleichen Fragen: "Was bastelt ihr mit den Kindern für die Eltern zu Weihnachten?" (Wobei sich Weihnachten optional durch Muttertag, Vatertag, etc. ersetzen lässt.) Und dann kommen viele viele Vorschläge und schon beim Lesen, stellen sich mir die Nackenhaare auf. "Wir machen dieses Jahr Handabdrücke als ...", "Wir basteln einen Kalender.", "Wir wollen ..." Es ist schon etwas her, als ich mal Lehramt studiert habe und ich erinnere mich noch an eine Dozentin, die mit den Studenten Unterrichtsstunden vorbereitet hat. Wir durften viele Ideen einbringen und einige auch auf Umsetzbarkeit hin überprüfen. Sie ließ uns Fehler machen und half uns einen Zugang zu den Schülern zu finden. Es gab nur eines, was sie uns beinahe verbot - eine Stunde mit dem Satz "Wir wollen heute ... machen." Warum? Die Antwort ist ganz einfach, denn die Schüler wollten in der Regel nicht, sondern mussten. Und nicht "wir" haben gemacht, sondern die Schüler. Also sollten wir angehenden Lehrer das bitte auch berücksichtigen und verinnerlichen. Und was für Lehrer gilt, das sollte auch für andere Pädagogen gelten. Und noch etwas war wichtig, bei der Vorbereitung einer Stunde: Wir mussten uns immer überlegen, wie wir möglichst viele Schüler mit dem Thema erreichen. Alle erreichen ist beinahe unmöglich, aber viele Schüler - das sollte unser Ziel sein und diese vielen Schüler durften dabei weder unterfordert noch überfordert werden. Und auch das Kriterium gilt nicht nur für Schüler.
Nun stellt sich vielleicht die Frage, ob die Kinder vielleicht besser gar keine Geschenke machen sollen? Doch, sollen sie! Die Kinder sind nämlich sehr stolz darauf, den Eltern etwas schenken zu können. Ihnen das weg zu nehmen, wäre also auch nicht der richtige Weg. Stattdessen sollten die Geschenke, nur so leicht herzustellen sein, dass auch die Kleinsten sie schon möglichst komplett allein herstellen können, wie z.B.
Stoffbeutel bemalen
Bilder malen
Holzherzen-Schlüsselanhänger bemalen
Kühlschrankmagnete - kleine Holzstücke bemalen
Keilrahmen bemalen
Notizzettelhalter - Fimo formen und bemalen
und und und ....
Es gibt so viele Dinge, die auch die Kleinsten schon ganz alleine können, also lassen wir es sie auch alleine machen. Lassen wir uns nicht davon beeindrucken, ob die Kunstwerke und/oder Geschenke der Kinder in das ästhetische Profil der Erwachsenen passen, sondern lieber davon, was die Kinder schon alles können. Und was auch sehr wichtig ist: Lasst uns keinen Wettbewerb daraus machen, wer mit den Kindern das tollste, schönste, phantastischste Irgendwas geschaffen hat, sondern lasst uns den Blick für die Kinder im Auge haben!
Viel Spaß beim kreativen werkeln mit den Kindern!
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