Donnerstag, 11. September 2014

Kreativ sein mit U3-Kindern

Ich habe in den letzten Jahren nun schon viel gemalt, geklebt und gebastelt mit meinen kleinen Schützlingen und eigentlich ist den Kunstwerken der Kinder auch immer anzusehen, dass hier ein besonders junger Künstler am Werk war. Aber, es gibt sie auch die Werke, die irgendwie zu schön, zu perfekt, zu ordentlich und zu genau aussehen. Dann stellt sich manch einer die Frage, ob hier tatsächlich das Kind kreativ war oder ob da nicht viel mehr das Werk eines Erwachsenen zu sehen ist. 
Was die Werke der Kinder betrifft, die ich mit ihnen mache, kann ich nur sagen, "JA, sie haben es ganz alleine gemacht" ABER: alles ist eben entsprechend vorbereitet, damit es auch den Kleinsten gelingen kann. Die Planung und Vorbereitung beim Werkeln mit den Kleinsten ist somit das Wichtigste überhaupt. So sind beispielsweise Blätter vorgeschnitten, Kleber schon an der richtigen Position aufgebracht, Materialien schon so sortiert, dass sie in einer logischen Reihenfolge verwendet werden, usw.

Wie wird geplant und vorbereitet?

Ich plane ein Kreativangebot immer passend zum Thema oder zur aktuellen Jahreszeit. Beschäftigen wir uns thematisch gerade mit dem Bauernhof, werden natürlich Tiere gemalt oder gebastelt. Steht die Verkehrserziehung im Vordergrund, dann versuchen wir uns an Autos o.ä. Es soll immer ein Bezug zum Thema oder aber auch zur Jahreszeit geben. Ich achte aber immer darauf, nicht beides zu vermischen. Das heißt, wir beenden beispielsweise erst das Thema "Bauernhof" und beschäftigen uns dann mit allerlei interessantem zum Thema "Herbst".
Nachdem ich mir dann überlegt habe, zu welchem Thema das Kreativangebot gemacht werden soll, ist die nächste Überlegung, was mache ich denn nun konkret mit den Kindern. Dabei achte ich darauf, dass die Angebote abwechslungsreich sind und den Kindern immer neue Erfahrungen und Lernmöglichkeiten bieten. Es sollte also mal etwas leichtes zum Malen sein, dann darf es aber auch wieder etwas kniffliger sein. Das eine mal wird mit Fingerfarben gemalt und beim nächsten mal mit Wachsstiften. Heute wird geknetet und morgen wird experimentiert. Die Angebote sollen abwechslungsreich sein, aber die Kinder auch nicht überfordern. Das heißt, die Dosierung muss stimmen, damit die Kinder immer wieder mit Begeisterung mitmachen, denn selbst der motivierteste Maler wird nach dem 10.Tier irgendwann keine Lust mehr haben immer nur Tiere mit Buntstiften auszumalen.
Nun gilt es noch beide Punkte zu verbinden. Es muss also etwas gefunden werden, was sich thematisch gut einordnen lässt und gleichzeitig interessante und abwechslungsreiche Arbeit für die Kinder ist. Außerdem achte ich natürlich auch darauf, dass die Kinder am Ende ihrer Arbeit auch noch erkennen können, was sie da nun eigentlich gemacht haben, damit die Verbindung zum aktuellen Thema möglichst nicht unterbrochen wird. Es nützt dem Kind wenig, wenn es das ganze Blatt mit seiner rosa Lieblingsfarbe ausgemalt hat und die Entenvorlage am Ende nicht mehr erkennbar ist, weil der Bezug zum Thema dann nicht mehr hergestellt werden kann.

Warum mache ich das so?

Ziel unserer Bastelaktivitäten ist es nicht perfekte und makellose Kunstwerke zu erstellen. Vielmehr geht es um das Tun an sich. Und nicht nur das Machen, sondern auch die Erfahrungen, die beim Machen erworben werden können sind wichtig bei unserer Arbeit. Dennoch erfreuen sich auch kleine Kinder daran, wenn sie in ihrem Endergebnis etwas "erkennen" können und auch etwas geschaffen haben, dass sie anderen zeigen können.  Egal, wie sehr man sich bemüht, prozessorientiert zu arbeiten und nicht das Endergebnis des Kindes in de Mittelpunkt zu stellen, die Kinder bekommen ganz schnell mit, dass in der Welt der "Großen" eben doch das Produkt mehr zählt als der Weg dahin, Und "JA", dann freuen sie sich umso mehr, wenn sie am Ende des Tages ihr Werk noch einmal ansehen und sagen können "Ente", denn "NEIN", auch die kleinen Künstler können ihre eigenen Werke nicht immer eindeutig identifizieren, und deshalb kann ich es gut vertreten, die Kinder ein bisschen zu unterstützen. Das heißt aber natürlich nicht, dass immer und ausschließlich mit Vorlagen gearbeitet wird. Der Mittelweg ist wie immer entscheidend.

Wie geht das nun konkret?

Die Kinder bekommen zum Beispiel das fertige Bild einer Ente von mir. Aufgabe der Kinder ist es nun, diese Ente mit Federn zu schmücken. Je nach Alter des Kindes kann es möglich sein, dass der Kleber mithilfe eines dicken Klebestiftes selbst aufgetragen wird oder auch schon in Vorarbeit aufgetragen wurde. Danach werden dann die Federn aufgeklebt. 

Was kann das Kind dabei erfahren? 

Es wird zunächst bemerken, dass die Federn weich sind. Und vielleicht bemerkt es auch, dass die Federn ein spitzes Ende haben. Manche Federn sind flaumiger und einige ganz glatt - auch das können die Kinder erfahren und spüren. Beim Aufkleben werden die Kinder bald merken, dass die Federn nicht überall am Blatt haften, sondern nur dort, wo tatsächlich Kleber ist. Sie werden spüren, wie der Kleber an den Fingern klebt und das es manchmal auch gar nicht so einfach ist, die Feder in der klebrigen Masse zu befestigen, wenn sie immer wieder am Finger kleben bleibt. Wenn dann mehrere Federn auf dem Blatt sind, werden die Kinder merken, dass die Klebewirkung nachlässt, weil nicht mehr genug Kleber an die oberen Federn gelangt. Sie spüren aber auch, dass der Entenkörper immer weicher wird, je mehr Federn auf dem Blatt landen. Auf diese Weise haben die Kinder viele verschiedene Erfahrungen machen können, die sie beim nächsten Mal wiederholen, vertiefen, überprüfen, testen und/oder nachahmen können.

Natürlich ist aber nicht nur der Bastelprozess an sich eine spannende Sache. Ganz nebenbei muss auch das Sitzen geübt werden und es braucht auch ein wenig Geduld, bis so eine ganze Ente beklebt ist. Und was kann so ein Blatt Papier eigentlich noch? Vielleicht kann es auch geknüllt oder geknickt werden. Wie reagieren die anderen darauf? Wenn das Blatt zerissen ist, kann es wieder zusammengeklebt werden? Und wie sieht die Ente dann aus?

Und das Ergebnis?

Das Ergebnis der jeweiligen Bastelaktivität ist, dass die Kinder sich gemeinsam mit einem Thema beschäftigt haben (vor der Arbeit am Kunstwerk wird natürlich immer noch darüber gesprochen). Sie haben zusammen etwas erlebt, haben zusammen am Tisch gesessen und erlebt, wie etwas entsteht. Sie lernen dabei auch, dass nicht immer alles gleich klappt und sehen auch, dass die anderen Kinder mit den gleichen Materialien ganz andere Werke erschaffen haben. Dennoch hat jedes Kind auf ganz individuelle Art und Weise etwas gelernt und konnte seine persönlichen Erfahrungen wieder ein bisschen erweitern - selbst dann, wenn es manchmal so aussieht, als ob die Kinder gar nicht viel selbst gemacht haben.





Viel Spaß beim Ausprobieren


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